Kerstin Vieregge: "Wir brauchen das Handwerk täglich."
Die Initiative „Handwerk vor Ort“ stärkt und belebt den Dialog zwischen Betrieben und Politik. Beim Busunternehmen Wellhausen in Lage fand dieser jetzt auf Einladung der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe mit der Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge statt.
Die CDU-Politikerin begrüßt den direkten Austausch und macht die Bedeutung des Handwerks klar: „Wir alle brauchen das Handwerk täglich. Vom Lichteinschalten und frischen Brötchen am Morgen über die sichere Fahrt zur Arbeit bis zum Feierabend im warmen Wohnzimmer wollen und können wir uns auf die Handwerker verlassen. Das wird oft selbstverständlich gesehen, bedeutet aber für die Betriebe täglich vollen Einsatz“, so Vieregge.
Aktuelle Trends im Arbeitsleben wie die viel diskutierte 4-Tage-Woche werden dabei angesichts der Kundenerwartungen zur besonderen Herausforderung, der sich Hauptgeschäftsführer Michael Lutter mit seinem Verband gleichwohl stellt: „Wir diskutieren das Thema intensiv und gehen die Frage nach der Umsetzung und den Folgen für Betriebe und Kunden offen an.“ Was jedoch für einen Tischlerbetrieb möglich scheine, sei für Bäckereien ungleich schwerer, gibt Kreishandwerksmeister Mickel Biere zu bedenken. Er weiß: „Auch am Wochenende wollen die Menschen frische Brötchen.“ Die Wochenenden hat auch Geschäftsführer Will Wellhausen im Blick: „Schon jetzt fehlen Busfahrer. Eine 4-Tage-Woche in unserer Branche wird sich auf Kegel- und Vereinsausflüge auswirken“, prognostiziert er und sieht die Diskussionen noch nicht beendet.
Auf Wellhausens langer Liste mit Forderungen an die Politik steht auch das Thema Cannabis-Legalisierung und die Frage, wie ein möglicher Konsum kontrolliert werden kann. „Das ist im gesamten ÖPNV sicherheitsrelevant“, stellt die Gesprächsrunde dringenden Klärungsbedarf fest und betont, dass der Konsum von Cannabis, anders als beim Alkohol, nicht äußerlich wahrnehmbar ist. Mit ihrer Fraktion hat sich auch Vieregge gegen die Cannabis-Legalisierung der Bundesregierung entschieden und teilt die Argumentation der Handwerksmeister.
Vieregges besonderes Interesse gilt dem dringend notwendigen Bürokratieabbau. Ganz konkret benannte die Runde eine Vielzahl belastender Regelungen, die sich in messbarem, zusätzlichem Aufwand niederschlagen. So beschäftigt Wellhausen eine Arbeitskraft allein für die Koordinierung und Abstimmung aller für die Busse notwendigen Kontrollen und Prüfungen. „Statt bürokratischen Aufwand zu minimieren, bringt Berlin laufend neue Vorschriften und Regulierungen auf den Weg“, zeigt sich der stellvertretende Kreishandwerksmeister und KFZ-Händler Dirk Eilers enttäuscht. „Hier offenbart sich großes Misstrauen gegenüber dem Mittelstand“, ist er sich mit seinen Kollegen einig.
Auch wenn Fragen offen blieben, wollen die Teilnehmer der Runde den gelungenen Dialog weiter führen, wollen gemeinsam um Lösungen ringen und gute Rahmenbedingungen für das Handwerk gestalten. „Wertschöpfung und Wertschätzung sind dabei zentrale Elemente, auf die es ankommt“, so der gemeinsame Tenor.